Freitag, 28. April 2017

Heute ist die Poesie...

Der Weg, den ich in Gedanken zurücklegte, führte mich vom Teil zum Ganzen. Der Teil ist R-13, das erhabene Ganze ist unser Institut staatlicher Dichter und Schriftsteller. Ich dachte weiter: Wie hatten die Menschen von einst nicht erkennen können, dass ihre ganze Literatur und Dichtung ein einziger Unsinn war? Die wunderschönste Kraft des dichterischen Wortes wurde sinnlos vergeudet. Einfach lächerlich: Jeder schrieb, was ihm gerade einfiel. Das ist genauso lächerlich und dumm wie etwas anderes aus der alten Zeit: Damals schlug das Meer volle vierundzwanzig Stunden stumpfsinnig gegen die Küste, und die in den Wogen eingeschlossenen Zillionen Kilogrammmeter dienten nur dazu, die Gefühle der Verliebten zu erwärmen. Wir aber haben aus dem verliebten Geflüster der Wellen Elektrizität gewonnen, wir haben die rasende, schäumende Bestie zum Haustier gemacht, und genauso haben wir das einst wilde Element der Poesie gezähmt und gesattelt. Heute ist die Poesie kein süßliches Nachtigallenschluchzen, sie ist Dienst am Staat, etwas Nützliches. 

Diese Worte von Jevgenij Samjatin erinnern an schlimme Zeiten. 1920 hat er sie in dem Roman WIR beschrieben, der erst 1988 in Russland erscheinen durfte. Gott sei Dank leben wir nicht in diesen Zeiten, in diesem Heute !!
Also, Du vielleicht, aber ich nicht.